Die Persona
Der Begriff der Persona stammt von C.G. Jung, dem Vater der Psychoanalyse - neben Siegmund Freud, der heute viel lieber zitiert wird, da er immer nach der Schuld sucht und somit die Verantwortung abschiebt.
Die Beschäftigung mit der Persona und deren konsequente Abschaffung ist quasi der Einstieg zu allen weiteren Stufen, die noch folgen. So wie die weiteren Schritte auf dem Individuationsweg, klingt es beim ersten Lesen super einfach und doch schaffen es nur wenige, diesen ersten Schritt konsequent durchzuführen - zu verlockend ist das Altbekannte und Liebgewordene.
Jeder Mensch hat ein bewußtes ICH (wir kommen später darauf) doch dieses ICH verbirgt der moderne Mensch hinter einer Maske, die ihn so erscheinen läßt, wie er gern gesehen werden möchte. Viele Menschen haben ihre Rolle in dieser Maske so gern, daß sie schon selbst daran glauben, die Person zu sein, deren Rolle sie spielen. Schon in frühester Kindheit werden wir dazu erzogen, Menschen das brave und wohlerzogene Kind vorzuspielen, denen man am liebsten in den Hintern treten möchte. Später wird es immer schlimmer und die Rolle immer perfektionierter, bis wir es gar nicht mehr merken, daß es nicht wir selbst sind, sondern unser gespieltes ich, die Persona.
In diesem ersten Schritt ist es ungeheuer wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein, um Rolle und ICH in jeder Situation erkennen und voneinander trennen zu können. Nach einiger Zeit werden wir lernen, daß es viel einfacher ist, ein Leben ohne Maske zu führen.
Wie in allen weiteren Schritten, werden sich auch hier die Bezugspersonen in unserem Leben ändern, denn wir verändern uns und damit können viele unserer Mitmenschen nichts (mehr) anfangen. Dieses Phänomen wird anhalten und immer deutlicher werden (anfangs sicher auch schmerzlich), bis am Ende nur die Personen übrig bleiben, die im eigenen Leben einen echten Wert darstellen oder umgekehrt, für die wir einen echten Wert darstellen.